Kommunale und ländliche Entwicklung
Es ist uns ein großes Anliegen, Städten und Gemeinden die offenen Fragen und Einsichten über und um das Projekt „MutterHof – Das Neue Dorf“ – auf dem Biohof der Familie Briechle zu beantworten und darzulegen.
Die Familien Briechle erforschen und experimentieren schon viele Jahre, wie künftiges Leben und (Land)Wirtschaften auf enkeltauglicher Basis generationsübergreifend und -erhaltend arrangiert und aufgebaut werden kann, um die Grundlagen für künftiges Leben sicherzustellen.
Als ich, Robert Briechle 1995 meinen Abschluss der höheren Landbauschule zum Agrarbetriebswirt erhielt, wurde ich während meiner Ausbildungszeit von einem Leitsatz geprägt, der da lautete “Wachsen oder Weichen“. Dadurch lernte ich in der Folgezeit sehr deutlich den Unterschied zwischen „Schönrechnen“ (was auf der Welt Standard geworden zu sein scheint) und „schön rechnen“ kennen. Beides liest sich fast identisch, meint jedoch grundlegend etwas Gegensätzliches. Die „schöngerechnete“ Art der Betriebswirtschaft hat unsere Gesellschaft fest im Griff und viele erkennen die durchtriebenen Ergebnisse und Auswüchse, die als sogenanntes “Wachstum“ fehlformuliert werden. Tatsächlich sind diese dabei, unser aller Lebensgrundlagen unwiederbringlich aufzuzehren. Die sogenannte Globalisierung hat auch die Kommunen fest im Griff.
Es sind wenige echte Lösungen in Sichtweite, aber genau das ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt unserer gesamten Argumentationslinie. “Resilienz“ heißt das Schlagwort in der Ökosystemtheorie. Es ist derzeit vordergründig in Vergessenheit geraten. An unseren Informationsabenden geben wir einen Einblick über Entwicklungen und Sachverhalte, der ein Gesamtbild unserer Arbeit und den vielfältigen Aktivitäten, insbesondere unserer Öffentlichkeitsarbeit vermittelt. Professor Dr. Ing. Ralf Otterpohl, langjähriger Förderer und Inspirator für unsere Handlungsweisen führt uns mit Zahlen, Daten und Fakten einen globalen Situationsbericht auf der Basis weltweit erhobener wissenschaftlicher Analysen vor Augen.
Fazit: Akute weltweite Bodendegeneration (auch lokal)
Der Boden ist unser Hauptanliegen und das Erbe, das wir von unseren Müttern und Vätern übernommen und von unseren Kindern und Enkeln geliehen haben. Wir dürfen und müssen ihn möglichst fruchtbarer und vielfältiger, als wir ihn übernommen haben, weiterreichen. Der derzeitige Trend zeigt ganz klar – auch auf der regionalen Ebene – starke bis dramatische Abwertungen: Artensterben, fehlender Humuserhalt (geschweige denn Humusaufbau), überhöhter Bodendruck durch schwere maschinelle Bearbeitung, Flächenversiegelung und Verbauung, fehlendes Wasserhaltevermögen bei extremen Trocken- als auch Starkregenzeiten, absolut desolate Energieeffizienz, Ausbringen von Giften und anderen (Trink)wassergefährdenden Stoffen, starker Rückgang der Biodiversität (Insekten, Vögel, Pflanzen) usw.
Wer sich neutral all den Anforderungen um unser künftiges (Über)leben stellen mag, kommt schnell an einen Punkt, wo die Erkenntnis reift, „es ist eh alles verloren – das habe die Volksgemeinschaft zu akzeptieren und zu ertragen, es sei einfacher weiterzumachen mit allem wie bisher. Beobachten ist ja erlaubt, und die Lösungen kommen sicher durch die Einführung der richtigen Technologien oder von oben.“
Wir haben uns dagegen selber auf den Weg begeben und einen wirksamen und vor allem praktikablen Lösungsansatz mit ersten echten und nennenswerten Ergebnissen bereitgestellt.
Der Anfang
Es begann mit dem weltweit in seinem Fach bekannten Permakulturexperten Sepp Holzer, der mir (Robert Briechle) u. a. auch persönlich die Philosophie der “Permakultur“ auf eindringliche Weise ans Herz legte. Die bisherigen und künftigen Aktivitäten seit diesem Erstkontakt haben mein Handeln, Denken und Fühlen auf sehr intensive Art und Weise beeinflusst und seither gebe ich diese Inhalte auf vielfachen Wegen weiter. „Der Mensch solle die Natur kapieren, kopieren und mit ihr kooperieren“ (nach Viktor Schauberger, österreichischer Naturforscher). 2004 war das Jahr, als Holzer das erste Mal mit einer großen Gruppe von Kursteilnehmern über die landwirtschaftlichen Flächen des Briechle-Hofs gelaufen ist und seine Ideen von einer Umgestaltung der Milchwirtschaft in eine permakulturell geprägte Wirtschaftweise offenlegte. Da ich mich im Rahmen der Arbeit und Tätigkeiten der Naturwert–Stiftung (2000 – 2014) bereits mit vielen Problemstellungen der aktuellen „Lebensweise“ und mit entsprechenden gedanklichen Lösungsansätzen vertraut gemacht hatte, vollzog sich durch diese Begegnung noch weiter bestärkt die Umsetzung einer Umwandlung der bisherigen Biolandwirtschaft des Briechlehofs.
Das heutige, teilweise eingesetzte Ideenwerk ist sehr einfach im Verständnis und seiner Funktionsweise. Unsere gesamtlandwirtschaftliche Produktion ist mittel- bis langfristig nach meinem aktuellen Kenntnisstand und dem vieler meiner Fachkollegen so nicht weiter aufrecht zu erhalten. In der Agrarpolitik sind zwar erste Veränderungen der Denkweisen erkennbar. Die aktuelle Preispolitik, die eingesetzten Betriebsmittel und die evtl. Streichung (Kürzung) der staatlichen Subventionszahlungen bilden das massive Ende von Handlungs- und Spielräumen. Hierbei kann in keiner Weise mehr von einer Gewinnerzielung und deren -absicht gesprochen werden.
Diese stellt jedoch die namentlich zu erwähnende „Privilegierung in der Landwirtschaft“ dar. Im Gesetzestext steht geschrieben, warum und wie genau diese zustande kommt.
Fakten:
Im Januar 2014 haben wir in einer Projektgruppe mit einer Präsentation den gesamten damaligen Gemeinderat von Unterthingau über unsere Ideen, Aktivitäten und Planungen informiert. Es wurde die Frage gestellt, warum wir hier wären, da doch offensichtlich keine Entscheidung anstehen würde, über die der gesamte Rat eine Abstimmung zu treffen hätte. Unsere Antwort lautete damals: Es geht uns um das Informieren und eine wohlwollende Grundhaltung gegenüber unserem Projekt und unserer für das Allgemeinwohl so wichtigen Arbeit.
Uns war und ist es wichtig unsere Vorhaben sachlich und plausibel für die Erkenntnisgewinnung öffentlich darzustellen. Die Arbeit mit Prof. Otterpohl hat sich seither deutlich intensiviert. Es wurden in den letzten zwei Jahren gemeinsame Vortragsreihen organisiert und durchgeführt – mit sehr großer Resonanz und Nachfrage. Viele Kommunen greifen dieses Thema auf und zeigen praktisches Interesse am Konzept „Das Neue Dorf – MutterHof“. Dabei werden uns zahlreiche Fragen gestellt über ökologische Ausgleichsflächen, lokale Produktion, Resilienz, Machbarkeit, rechtlichen Grundlagen, finanzielles Engagement u.v.m.
Nach unseren Überlegungen ist die gesamte Darstellung unserer Tätigkeiten in keiner Weise durch eine reine betriebswirtschaftliche Erfassung zum derzeitigen Zeitpunkt möglich, da in der Permakultur während der gesamten Aufbauphase (mehrere Jahre) ein solches Zahlenwerk mit einem wirklichen Bezug zu unserer Realität nicht zu rechnen ist. Die Permakultur ist die einzige landwirtschaftliche Wirtschaftsweise, die die Sinnhaftigkeit vor die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse stellt, da die Grundlage für das erfolgreiche Wirtschaften (auch generationsübergreifend) der Humus, die fruchtbare Erde ist. Das Ganze ist nur im Gesamtkontext zu sehen, wie Kleinklimatik, Biologie, Wassermanagement, Artenvielfalt, Humusgehalt, Bodendruck, Erosion, u.v.m.
Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeiten als Dozent für Permakultur musste ich leider feststellen, dass Menschen mit land- und gartenbauwirtschaftlichen Vorkenntnissen im Erstkontakt mit diesem Themenkomplex deutliche Widerstände in sich tragen. Das erlernte und praktizierte Wissen führt zu teils erheblichen inneren Konflikten, weil sich viele der permakulturellen Sichtweisen als zu revolutionär und andersartig darstellen, als es die Gewohnheit erlauben würde. Die Interessensverbände im Bereich der Agrartechnik, Agrochemie usw. sehen in unseren Ansätzen einen deutlichen Umsatzverlust, der durch keine Maßnahmen ausgeglichen werden kann. In allen landwirtschaftlichen Fachzeitschriften der letzten Jahre gibt es keine Werbung oder redaktionellen Beiträge, die dieses Themenfeld auf einfache und sachliche Weise bekunden und erläutern würden. Es herrscht ein extremes Wissensungleichgewicht. Der Grund für unsere öffentlichen Aktivitäten liegt auch dort verankert. Im Gegensatz dazu ist das Einfühlungsvermögen von Menschen ohne Vorprägung oder Vorkenntnissen ist sehr hoch, weil es uns gelingt, scheinbar komplexe Sachverhalte einfach darzustellen und zu vermitteln. Gerade deswegen verzeichnen wir mittlerweile auch eine große öffentliche Resonanz, regional und überregional. Dies motiviert und erfreut uns sehr, da sich offenbar doch deutlich mehr Menschen Gedanken um unser künftiges (Über)Leben machen als bisher vermutet. Für diese Menschen können wir mit unseren Sicht- und Handlungsweisen praktikable Perspektiven und Ideen bereitstellen.
Als wir 2011 gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz beim Wettbewerb für “Zukunftsfähige Landnutzung in Bayern“ mit der damaligen Leiterin vom Amt für Landwirtschaft Maria Rita Zinnecker, die Antragsformulare ausfüllten, wünschten wir uns auf dieser Ebene deutlich mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Immerhin wurde uns eine Anerkennungsurkunde verliehen, es gab jedoch keinerlei Anfragen von Seiten der Behörden oder der Regierung, was unser Konzept in der Lage zu leisten ist. Wir wünschen uns, dass in Zeiten, in denen “Ökomodellregionen“ hoch im Kurs stehen, das Vortragen von unseren genau dahingehenden Aktivitäten auf dieser Ebene angemessen und interessiert begutachtet und gehört werden.
Unsere gesamte Arbeit der vielen letzten Jahre, mit dem Ziel, eine gewisse Menge an Menschen zu sensibilisieren und zu mobilisieren und gleichzeitig weiter zu forschen, im Rahmen der Einhaltung betriebswirtschaftlicher Forderungen, denen auch wir uns verpflichten müssen, ist schon eine große umfangreiche Aufgabe. Wir fordern, dass finanzielle Mittel für diese Arbeit bereitgestellt werden. Doch werden wir uns künftig darauf verlassen können? Diese Arbeit wird für das Allgemeinwohl zur Verfügung gestellt und vorangetragen, was normalerweise von staatlicher Seite einzufordern wäre. Die Erhaltung der Lebensgrundlagen sollte die oberste Priorität haben, doch leider stellt sich die Realität gänzlich anders dar.
Deshalb bitten wir Menschen in „Entscheiderpositionen“ Eigenintitiativen voll umfänglich zu unterstützen. Gerne stehen wir für Anfragen und Kontaktaufnahme zur Verfügung.